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Die Inseln – Venedig

Die wichtigsten Inseln der venezianischen Lagune sind Murano, Burano und Torcello. Die Isola del Lido ist nicht nur ein bedeutender Badeort, sondern auch Schauplatz des berühmten Filmfestivals von Venedig. Murano liegt nordöstlich von Venedig. Es besteht wiederum aus 7 Inseln, die durch Kanäle voneinander getrennt und wie Venedig über Brücken miteinander verbunden sind. Mit seinen ca. 4.500 Einwohnern ist es einer der bevölkerungsreichsten Orte der Lagune. Murano ist in der ganzen Welt für seine Glasherstellung bekannt.

Wie viele andere Orte auch wurde Murano in der Zeit der Plünderungen der Barbaren von den Flüchtlingen aus Altino auf der Flucht aus dem Hinterland gegründet. 1291 legte die Serenissima fest, dass die Glasbläsereien von Venedig, die bereits seit etwa zwei Jahrhunderten existierten, nach Murano verlegt werden sollten. Damit sollte die Gefahr von Bränden gebannt werden, die häufig von den Brennöfen ausgelöst wurden und zu jener Zeit umso bedrohlicher waren, als das wichtigste Baumaterial Holz war. Es existieren jedoch alte Schriftstücke und Funde, die belegen, dass die Glasindustrie bereits vorher auf der Insel verwurzelt war. Die Glasfabriken in Murano zu konzentrieren, kam der Serenissima zupass, die diese Kunst, die sie in der ganzen Welt berühmt gemacht hatte, wie ihren Augapfel hütete und auf diese Weise besser unter Kontrolle hatte. Die Glasbläsermeister waren gezwungen, ihren Wohnsitz auf der Insel zu haben und durften Venedig nur mit einem speziellen Geleitschreiben verlassen. Manche schafften es dennoch zu flüchten und ihre Kunst ins Ausland zu tragen.

Vor der verheerenden Ankunft von Napoleon besaß Murano achtzehn Pfarreien und Klöster. Heute gibt es noch drei als solche genutzte Kirchen (Santa Maria e Donato, San Pietro Martire und Santa Maria Degli Angeli). Sichtbar geblieben sind die Reste von einigen Kirchen wie San Maffio, Santa Chiara und Santo Stefano. Das Glasmuseum im Palazzo Giustinian verdient angesichts seines künstlerischen und historischen Wertes auf jeden Fall einen Besuch. Von Abt Vincenzo Zanetti gegründet, befindet es sich in Fondamenta Marco Giustinian und ist in einem gotischen Palazzo untergebracht, der einst der Wohnsitz der Bischöfe von Torcello war. Der zylindrische Leuchtturm von Murano besteht aus Marmor aus Istrien und ist trotz seiner internen Lage sehr wichtig für die Schifffahrt: Dank einer genialen Anordnung von Spiegeln richtet sich der Lichtstrahl direkt auf das Zentrum der Hafenmündung des Lidos und erleichtert somit den Schiffen die Einfahrt während der Nacht. Im Frühmittelalter bestand der Leuchtturm aus Holz. Das Licht des auf seiner Spitze angezündeten Feuers wurde durch Spiegel reflektiert, die auf diese Weise die Lagune beleuchteten. Der Leuchtturm erhebt sich am Ende des Viale Garibaldi.

Burano liegt im nördlichen Teil der Lagune und besteht aus einem Ensemble von Inseln. Eine Brücke verbindet es mit der Insel Mazzorbo. Sein besonderes Merkmal sind die farbigen Häuschen, wobei Grund und Ursprung dieses Brauchs nicht klar belegt sind. Einer Hypothese zufolge symbolisierte jede Farbe eine bestimmte Familie, da es auf Burano von jeher wenige Familiennamen gibt. Die andere Hypothese ist, dass die kräftigen Farben den Schiffern dabei halfen, bei Nebel, der in dieser Gegend besonders dicht ist, nach Hause zu finden. Ein weiteres typisches Merkmal dieser Insel ist die künstlerische Spitzenherstellung. Der Legende nach wurde Burano wie die anderen Inseln der Lagune auch von den Einwohnern der römischen Stadt Altino, die auf der Flucht vor den Barbaren waren, gegründet. Die ersten Häuser waren Pfahlbauten; erst um 1000 herum begann man Steinhäuser zu bauen. Das milde und luftige Klima der Insel half die Malaria fern zu halten. Die lokale Regierung geriet schon bald in den Einzugsbereich von Venedig. Das Herz des Ortes ist die Piazza Galuppi, die durch Zuschütten eines Kanals gewonnen wurde. Auf der Piazza befindet sich die Kirche San Martino. Sie ist berühmt für ihren Glockenturm, der auf Grund des Nachgebens seines auf Pfählen konstruierten Fundaments eine erhebliche Neigung aufweist. In der Kirche gibt es die Kreuzigung von Tiepolo zu bewundern. Nördlich von Burano liegt die Insel Torcello. Die Insel ist seit den ersten Jahrhunderten des Römischen Reiches, zu derselben Zeit, in der das benachbarte Altino entstand und wuchs, besiedelt. Dank Urbarmachung erhöhte sich im 7. Jahrhundert die Einwohnerzahl der Insel und die ersten Obstgärten und Weinberge sowie eine Glasbläserwerkstatt begannen sich zu entwickeln. Der Umzug der Diözese von Altino auf die Insel fiel mit der Gründung der Kathedrale zusammen. Torcello war gemeinsam mit den Nachbarinseln Mazzorbo, Burano, Ammiana und Costanziaco ein wichtiger Vorposten für den Handel Venedigs über die Adria. Bis zum 14. Jahrhundert war Torcello in Bezug auf die Wollverarbeitung ein wichtiges Zentrum des Herzogtums Venedig. Die Stadt hatte ihre Adligen und wurden von zwei Räten, einem Statthalter des Dogen und dem Bürgermeister regiert. Ab dem 15. Jahrhundert setzte durch die Nähe Venedigs und die ungesunde, aus den Sümpfen kommende Luft, die ständige Plagen verursachte, eine fortschreitende Entvölkerung der Stadt ein.

In Torcello sollte man die Kathedrale Santa Maria Assunta besichtigen, die um 1000 bei Umbauarbeiten ihre heutige Form erhielt. Die Besonderheit dieses Bauwerks sind ihre Fenster, deren Flügel aus Steinplatten bestehen. Die westliche Innenwand, an der sich der Haupteingang befindet, ist von einem großen Mosaik in byzantinischem Stil bedeckt, auf dem das Jüngste Gericht abgebildet ist. Die Kirche Santa Fosca, die auf das 12. Jahrhundert zurückgeht, hat den Grundriss eines griechischen Kreuzes; ihr Säulengang nimmt in seinen Marmorsäulen und Kapitellen das architektonische Motiv aus dem Inneren wieder auf. Im Bereich zwischen den beiden Kirchen, der vom Palazzo del Podestà begrenzt wird, befindet sich der sogenannte “Thron von Attila”, ein steinerner Sitz, der den Richtern vorbehalten war, welche für die Einhaltung des Rechts auf der Insel verantwortlich waren. Der Legende nach soll er bereits vom König der Hunnen verwendet worden sein, was jedoch jeglicher Grundlage entbehrt, da die Hunnen nur bis Aquileia und nie bis Torcello kamen. Sant’Erasmo liegt im nördlichen Teil der Lagune von Venedig und ist deren größte Insel. Ihre besondere Lage und der fruchtbare Boden bestimmen von jeher die landwirtschaftliche Bestimmung der Insel. Ende des 16. Jahrhunderts bezeichnete Francesco Sansovino in seinem Werk Venetia, città nobilissima et singolare die Insel als reich an Gärten und Weinbergen, die “der Stadt reichlich perfektes Gemüse und Obst” lieferte. Die ursprünglich landwirtschaftliche Ausrichtung ist bis heute erhalten geblieben (typisch für Sant’Erasmo sind die “castraure”, sehr früh geerntete junge Artischocken), so dass die Insel auch “Garten Venedigs” genannt wird. Sant’Erasmo begann sich wie die anderen Inseln der Lagune zu bevölkern, als die Bewohner aus dem Hinterland, vor allem aus Altino, flüchten mussten. Die erste Kirche wurde 792 an der Stelle gebaut, wo sich vorher eine Einsiedelei befand, und den Heiligen Märtyrern Hermes und Erasmus geweiht. Die Kirche wurde im 12. Jahrhundert restauriert und zur Pfarrkirche unter der Mutterkirche Santi Mara e Donato in Murano bestimmt. Im 19. Jahrhundert wurden die vorher existierenden Festungsanlagen durch den Bau der Burg Sant’Erasmo und des benachbarten Turms Torre Massimiliana verstärkt – dieser wurde zwischen 1843 und 1844 an der Südspitze der Insel, auf dem Fundament eines alten französischen Forts, errichtet. Der Turm leistete auch während des Zweiten Weltkriegs zum Schutz gegen Luftangriffe gute Dienste. 1945 versuchten die auf dem Rückzug befindlichen Deutschen ihn zu sprengen, was ihnen zwar nicht gelang, aber dennoch beträchtliche Schäden anrichtete. In der Nachkriegszeit wurde er als provisorische Unterbringung für die Evakuierten verwendet, später wurden hier landwirtschaftliche Produkte gelagert. 2004 renoviert, ist er heute ein Veranstaltungsort für Kunst- und Fotoausstellungen sowie Kulturevents.

1929, kurz nach der Gründung der Pfarrkirche Sant’Erasmo (1926), wurde die Kirche Christus König geweiht. Besonders sehenswert ist die Gestaltung der Fassade, die den vertikalen Linien der Lisenen folgend von der Mitte zu den Seiten hin abfällt und von den geschwungenen Elementen im oberen Teil aufgelockert wird. Im Inneren befindet sich ein kostbares Werk von einem Schüler des Tintoretto, das Martyrium des Heiligen Erasmus.

Der Lido di Venezia ist ein schmaler, aus dem Meer aufgetauchter Landstreifen mit einer Länge von ca. 11 km zwischen der Lagune und der Adria, der von den Häfen von San Nicolò auf der einen Seite und von Malamocco auf der anderen Seite begrenzt wird und mit der Stadt und dem Festland durch Linienboote und Autofähren verbunden ist. Ursprünglich befand sich im nördlichen Teil der Insel eine Benediktinerabtei, in der die Reste des Heiligen Nikolaus, Schutzpatron der Seefahrer, verwahrt wurden. 1389 wurde ein kleiner Teil des Grundstücks nahe der Kirche zur Schaffung eines jüdischen Friedhofs verwendet (dieser ist äußerst interessant und kann dank Restaurierungsarbeiten jetzt besichtigt werden). Im 17. Jahrhundert begann sich hier um die neue Kirche Santa Maria Elisabetta herum eine Stadt zu entwickeln, aber die Insel blieb dennoch bis ins 19. Jahrhundert hinein hauptsächlich ein landwirtschaftlich genutztes Gebiet. Diese Eigenschaft, die sich auch darin äußerte, dass sie nur wenig bevölkert war und daher viel Ruhe bot, wussten zahlreiche Schriftsteller und Dichter zu schätzen. So mancher von ihnen erwählte sie zum Wohn- oder Urlaubsort – wie zum Beispiel auch George Gordon Byron und Thomas Mann.

Das Küstengebiet der Insel ist von den sogenannten “Murazzi” geprägt, einer Befestigungsanlage aus Marmor, die im 18. Jahrhundert zum Schutz vor dem Meer errichtet wurden. In dieser Gegend wurden in den 1930er Jahren das bekannte Kasino und der Palazzo del Cinema erbaut, in denen viele Events – wie zum Beispiel die berühmte Mostra del Cinema – stattfinden. Der zentrale Teil des Ortes ist reich an Jugendstilbauten und Gärten. Die Hauptstraße ist der Gran Viale Santa Maria Elisabetta, eine breite Allee, welche über die gesamte Länge der Insel, von der Lagune bis zum Meer, verläuft. Hier gibt es auch einige Kanäle. Das ursprüngliche Zentrum von Santa Maria Elisabetta blickt direkt auf die Lagune und bezaubert mit diversen Bauten vom Ende des 19. Jahrhunderts sowie der gleichnamigen Kirche. In dieser Gegend, an der Lagune, befindet sich zudem der Tempio Votivo, der nach dem Ersten Weltkrieg als Denkmal zur Erinnerung an die Gefallenen gebaut wurde.

Wenn man der Riviera San Nicolò folgt, gelangt man in den Ortsteil San Nicolò, wo sich der “Ridotto del Lido”, die größte Festung der Insel, befindet. Hier kann man die alte, im 17. Jahrhundert errichtete Kirche bewundern. Am Himmelfahrtstag feierte die Serenissima hier die Zeremonie Sposalizio del Mare (Heirat mit dem Meer), eine Tradition, die noch heute – immer im Monat Mai – fortgeführt wird. Auf der gegenüberliegenden Seite der Insel, zum Meer gewandt, liegt die reizvolle Strandpromenade, die von Seekiefern gesäumt ist und von San Nicolò bis zur Gegend der Murazzi führt.