Chioggia
Die Entstehung der Stadt lässt sich auf 2000 v.Chr. datieren, als sich die Pelasger, ein Volk von Seefahrern aus Thessalien, hier niederließen. Der Niedergang des Römischen Reichs ging Hand in Hand mit dem Einfall der Barbaren. Die ersten waren 401 v.Chr. die Westgoten unter König Alarich, die versuchten, in den Piemont zu gelangen, aber immer wieder zurückgeschlagen wurden. 404 kamen die Alanen und dann die Vandalen. Etwa 410 kamen die Westgoten erneut nach Italien – sie zogen vom Nordosten der Halbinsel bis nach Rom, das sie ausplünderten. Die schrecklichste der Invasionen war die der Hunnen unter der Führung von Attila, die 452 n.Chr. die Städte Aquileia, Verona, Padua und zahlreiche andere Ortschaften zerstörten. Die Angst trieb die Einwohner des Hinterlands auf die Inseln der Lagune, so dass sich dort die Einwohnerzahl der bereits existierenden Städte vergrößerte und neue Städte entstanden – wie zum Beispiel Rivo Alto (erster Stadtkern des späteren Venedigs, am Standort des heutigen Viertels Rialto). Chioggia und die anderen Lagunenstädte bis hin nach Grado wurden zwar ebenfalls von den Barbarenvölkern (mit Ausnahme der Langobarden) beherrscht, konnten sich aber dank der langen, bereits vorher existierenden Beziehungen zu Konstantinopel ihre Unabhängigkeit bewahren. Diese Situation führt zur Entstehung der ersten Keimzelle des venezianischen Staates, der sich aus den von Tribunen regierten Städten der Adriaküste zusammensetzte. Die wichtigsten Inseln waren Grado, Caorle, Bibione, Torcello, Equilio, Murano, Malamocco, Rialto, Poveglia und Chioggia. Chioggia gehörte zur Diözese von Malamocco, der einstigen Hauptstadt der Republik, doch die Absenkung des Bodens, beträchtliche Sturmfluten und die Erosion der Küste durch das Meer führten schließlich zu dessen Unbewohnbarkeit. Chioggia wurde zum wichtigsten Zentrum der Diözese und 1110 wurde der Sitz der Diözese gemeinsam mit den Reliquien der Heiligen Märtyrer Felix und Fortunatus, der Schutzpatrone der Stadt, hierher verlegt.
Sehenswürdigkeiten: Chioggia gilt als Klein Venedig, da es in seinen wichtigsten Merkmalen der Hauptstadt der Provinz sehr ähnlich ist. Es ist eine Insel, die durch wenige Straßen mit dem Festland verbunden ist, und es ist genau so wie Venedig von Brücken, Kanälen, Calli (Gassen) und Campielli (kleinen Plätzen) gekennzeichnet. Auf Grund der schönen Paläste und Kirchen, die ihn säumen, ist der Canal Vena der wichtigste Kanal der Stadt. Die größte seiner neun Brücken ist der Ponte Vigo, der den Kanal nahe der Lagune abschließt und zum gleichnamigen Platz führt, auf dem sich eine hohe Säule mit dem Markuslöwen erhebt. Sehenswert ist auch die Cattedrale di Santa Maria Assunta, der Dom der Stadt, welcher im 12. Jahrhundert entstand, als der Bischofssitz nach Chioggia verlegt wurde. Ein Brand in der Weihnachtsnacht 1623 zerstörte das ursprüngliche Bauwerk. Im Jahr darauf begannen die Arbeiten an der neuen Kathedrale nach einem Entwurf von Baldassare Longhena. Hierzu wurden auch Elemente verwendet, die den Flammen entrissen werden konnten. In der Basilika San Giacomo Apostolo dagegen befindet sich der Baumstumpf, auf dem sich der Legende zu Folge Maria mit dem toten Jesus im Arm niederließ, sowie das Gemälde, auf dem diese Szene dargestellt ist. Der Name des Künstlers ist unbekannt und der Volksmund sagt, das Bild sei ein Geschenk Gottes. Neben der Kirche Sant’Andrea aus dem 18. Jahrhundert erhebt sich der romanische Uhrenturm aus dem 11. bis 12. Jahrhundert, der einst zur Verteidigung und als Wachturm diente. Im Inneren des Turms befindet sich die älteste Uhr der Welt – sie wurde von Giovanni Dondi gefertigt. In der Kirche dagegen sind die “Kreuzigung” von Palma il Vecchio (1480-1528) und ein Baptisterium, das vermutlich von Sansovino stammt, zu sehen. Weiterhin ist die – auf einer kleinen Insel gelegen – Kirche San Domenico bzw. Santuario del Cristo einen Besuch wert. Die Gründung der Kirche geht auf das 13. Jahrhundert zurück. Sie wurde ursprünglich von den Dominikanern und anschließend von den Jesuiten verwaltet. Hier können einige bedeutende Gemälde bewundert werden, darunter Der gebrandmarkte Apostel Paulus, das letzte Werk von Vittore Carpaccio, und Kruzifix, das zum Heiligen Thomas von Aquin spricht, von Tintoretto.