piazza Vicenza

Vicenza Besichtigen

VICENZA ist auch als “Stadt des Palladio” bekannt, da der geniale Baumeister in der späten Renaissance in dieser Stadt zahlreiche Bauwerke schuf. Seinem Schaffen ist es auch zu verdanken, dass die Stadt 1994 in die Weltkulturerbeliste der UNESCO aufgenommen wurde. Vicenza ist ein wichtiges industrielles und wirtschaftliches Zentrum, das vor allem von der Metall- und Textilindustrie, insbesondere aber auch von der Schmuckindustrie lebt – nicht umsonst gilt es als italienische Hauptstadt der Goldschmiedekunst.

Die Historiker sind sich darin einig, dass die erste Ansiedlung durch paleovenetische Völker erfolgte, die sich hier ab dem 6. Jahrhundert v.Chr. niederließen. Im 2. Jahrhundert v.Chr. gelangten diese Völker in den Einzugsbereich von Rom und im Jahr 49 v. Chr. erhielten sie die römische Staatsangehörigkeit. 568 wurde Vicenza von den Langobarden besetzt und zum Herzogssitz. Im Mittelalter kamen viele Benediktiner nach Vicenza, die umfassende Urbarmachungsarbeiten vornahmen, da die Stadt mitten in einem Sumpfgebiet lag. Ab 1211 wurde die Stadt von den Scaligern beherrscht, denen auch der Bau der Stadtmauer, die Umwandlung des Glockenturms der Basilika SS. Felice e Fortunato in einen Wachturm und die Prägung des Aquilino d’argento, der einzigen Münze der Stadt, zu verdanken ist. Ab 1414 gehörte die Stadt zur Republik Venedig. Es folgten vier Jahrhunderte, die von Frieden und Wohlstand geprägt waren und in denen die Wirtschaft aufblühte. Das 16. Jahrhundert war das Jahrhundert des Palladio. Als junger Mann aus seiner Geburtsstadt Padua nach Vicenza gekommen, nahm ihn der Vicentiner Mäzen Gian Giorgio Trissino unter seine Fittiche und ließ ihn studieren. Palladio sollte eine der wichtigsten Figuren in der Geschichte der westlichen Architektur werden. Viele adlige Familien Vicenzas beauftragten ihn mit der Projektierung ihrer Stadtpaläste und Landvillen.

Sehenswürdigkeiten

Die Basilica Palladiana

Die 1549 von Palladio gebaut wurde und das berühmteste öffentliche Gebäude der Stadt ist. Seit dem Mittelalter bildet sie dank ihrer Lage auf der Piazza dei Signori den Mittelpunkt der politischen und wirtschaftlichen Aktivitäten. Das kühne und originelle Dach in Form eines umgedrehten Schiffsrumpfs, das mit Kupfer verkleidet ist und teilweise von großen Archivolten gehalten wird, stammt aus der Mitte des 15. Jahrhunderts. Durch die Bombenangriffe des Zweiten Weltkrieges wurde es stark beschädigt und anschließend rekonstruiert. Die Basilika wurde von 2007 bis 2012 aufwändigen Restaurierungsarbeiten unterzogen. Neben der Basilika erhebt sich der Turm Torre Bissara, der ab dem 12. Jahrhundert gebaut wurde und mit seinen 82 Metern noch heute eines der höchsten Bauwerke von Vicenza ist. Er beherbergt fünf Glocken. Die Basilika Santa Maria Annunciata wurde in mehreren Etappen erbaut; die Kuppel und das nördliche Seitenportal stammen von Palladio, der einen Gesamtentwurf erstellt hat. Die Ausführung erfolgte in zwei Phasen: Von 1558 bis 1559 wurde der Rahmen oberhalb der Fenster hergestellt und nach Fertigstellung des Tambours wurden von 1564 bis Januar 1566 die Arbeiten an der Kuppel ausgeführt. Die abstrakte und schmucklose Form der Laterne findet sich auch an den Kuppeln von San Giorgio Maggiore in Venedig wieder, die zur selben Zeit gebaut wurde.

Auch die Basilika Santuario della Madonna del Monte Berico

wurde in zwei Phasen gebaut: 1428 und 1703. Das Bauwerk besteht aus zwei Kirchen, die auf zwei verschiedene Epochen zurückgehen. So handelt es sich bei der einen um eine gotische Kirche, während die andere durch einen klassisch-barocken Stil besticht. Im benachbarten Kloster ist das Gemälde La cena di San Gregorio Magno von Paolo Veronese zu bewundern. Der Bau der Kirche erfolgte zur Erinnerung an die zwei Male, wo die Heilige Jungfrau einer frommen Frau der Vicentiner Provinz erschienen ist, und an die Befreiung der Stadt von einer furchtbaren Pestepidemie.

Die Basilika San Felice e Fortunato

wurde im 4. Jahrhundert gegründet und im 5. Jahrhundert beträchtlich erweitert, um die Voraussetzungen für die Aufnahme der Reliquien der Märtyrer, denen sie geweiht ist, zu schaffen; nach dem Einfall der Magyaren im 9. Jahrhundert, die einen Großteil der Stadt zerstörten, wurde sie im 10. Jahrhundert auf Geheiß von Bischof Rodolfo und dank der Hilfe von Kaiser Otto II. wieder aufgebaut. Die urchristliche Basilika war ursprünglich rechteckig, wurde aber in der Folge erweitert und in drei Kirchenschiffe unterteilt. Nach der Invasion der Magyaren bauten die Benediktiner ein neues Baptisterium und eine halbkreisförmige Apsis, fügten dem Bauwerk dann den Glockenturm, die Rosette, eine Reihe kleiner Blendarkaden und ein byzantinisches Kreuz an der Fassade hinzu. Neben der Basilika befindet sich ein kleines Museum, das 2000 eröffnet wurde und archäologische Funde von der Kirche und der römischen Nekropole enthält. Das Teatro Olimpico, mit dessen Bau 1580 begonnen wurde, war das letzte Projekt von Palladio. Es ist das erste Beispiel für ein festes überdachtes Theaterhaus. Das aus Holz und Stuck gebaute Theater weist ein großes Proszenium auf und bezaubert mit vielen Statuen und Dekorationen. Es entstand auf Entscheidung der Accademia Olimpica in einer verlassenen mittelalterlichen Festung (dem Palazzo del Territorio, der in der Vergangenheit als Kerker und Pulverkammer genutzt wurde). Der Palazzo del Capitanio, ein Spätwerk von Palladio, befindet sich an der Piazza dei Signori, gegenüber der Basilica Palladiana. In der Beletage finden die Sitzungen des Stadtrats statt. Der Palazzo wurde zwischen 1571 und 1572 als Sitz des Repräsentanten der Republik Venedig in der Stadt errichtet. Im Erdgeschoss gibt es eine große Loggia, die von Gewölben überdacht ist und auf welcher die Beletage ruht. Hier befindet sich der große Salon, Sala Bernarda, der 1500 mit feinen Fresken dekoriert wurde. Die Fassade des Palazzo ist mit vier großen Säulen aus unverputzten Ziegeln verziert, die bis zur Balustrade der Attika hinaufführen und so drei große Bögen bilden. An der Hauptfassade sind Dekorationen zu sehen, welche Allegorien der Flüsse darstellen. Die zum Stadtteil Monte gewandte Seite ist mit römischen Triumphbögen geschmückt und mit Basreliefs aus Stuck sowie allegorischen Statuen, die sich zwischen den Säulen befinden, dekoriert. Diese symbolisieren den Sieg der christlichen Flotte über die Osmanen in der Schlacht von Lepanto (7. Oktober 1571). Die Loggia im Erdgeschoss, die von einem hohen schmiedeeisernen Tor geschützt ist, beherbergt Steintafeln zur Erinnerung an die Kriegsgefallenen.

Die wichtigsten Militärbauten der Stadt wurden unter der Herrschaft der Scaliger (Ende 14. Jahrhundert) errichtet und auch wenn ein großer Teil der Festungen im Laufe der Jahre in andere Bauwerke eingegliedert wurde, sind auf dem Viale Mazzini noch heute die mittelalterlichen Mauern (die gegenwärtig restauriert werden) zu sehen. Wichtige Beispiele der historischen Militärarchitektur sind die Tore, die zur Altstadt führten: Porta Santa Croce wurde 1385 errichtet und ist das letzte von den Scaligern gebaute Tor. Hier beginnt der Mauerring der Scaliger – der Viale Mazzini. Das Tor dient noch heute als Eingang zur Altstadt. Porta Nova dagegen wurde 1381 von Antonio della Scala als zusätzliches Element des Festungskomplexes Rocchetta (Waffen- und Munitionslager der Stadt) errichtet. 1848 wurde dieses Tor zum Schauplatz erbitterter Kämpfe zur Verteidigung der Stadt gegen die Österreicher. Anlässlich eines Besuchs von Benito Mussolini wurde es dann im Jahr 1926 eingerissen. Unweit davon wurde ein weiterer Durchbruch durch die alte Mauer geschaffen, der die heutige Porta Nova bildet. Und dann gibt es noch die Porta San Bortolo, die in der venezianischen Epoche (1455) erbaut wurde und als Zollhäuschen diente. Auch dieses Tor wurde zum Schauplatz der Kämpfe des Jahres 1848. Es widerstand dem schrecklichen Bombenangriff, der das Viertel San Bortolo (das damals bevölkerungsreichste Viertel der Stadt) im Jahr 1944 schwer traf. Das Tor wurde 1994 von den Alpini des Viertels restauriert und gilt heute als Denkmal.

Die Plätze von Vicenza

Piazza dei Signori ist der wichtigste Platz der Stadt, denn hier hat sich stets die Regierung der Stadt befunden – zunächst in Gestalt eines Forum Romanum, dann im Mittelalter und in der Renaissance in Form des damaligen Gerichtsgebäudes, des Palazzo della Ragione (der heutigen Basilica Palladiana), und zur Zeit der Republik Venedig durch die Loggia del Capitanio, Sitz des Vertreters der Stadt. Auf dem Platz befinden sich auch der Torre Bissara, der Palazzo del Monte di Pietà mit der Kirche San Vincenzo und die Säulen – eine mit dem Markuslöwen und eine mit der Statue von Christus dem Erlöser. Nicht minder sehenswert ist die Piazza delle Erbe, der “Platz der Kräuter”, auf dem in der Vergangenheit der Obst- und Gemüsemarkt abgehalten wurde. Am Platz erhebt sich ein Turm aus dem 13. Jahrhundert, welcher in der Vergangenheit als Kerker und Folterkammer verwendet wurde (ein berühmter Gefangener war Silvio Pellico) und der aus diesem Grund Torre del Girone oder auch Torre del Tormento (Marter-Turm) genannt wird. Der Turm ist mit der Basilica Palladiana verbunden, und zwar durch den 1494 errichteten Bogen degli Zavatteri, dessen Name darauf hindeutet, dass sich einst darunter der Schuh- und Pantoffelmarkt befand (dialektal: zavate=Hausschuhe).